Laktoseintoleranz
DEFINITION
Die Laktoseintoleranz basiert auf einer Unverträglichkeit von
Milchzucker (Laktose) aufgrund der
ungenügenden Fähigkeit, diesen zu verdauen. Infolgedessen treten
Beschwerden des Darms wie
Blähungen und Durchfall auf. In der englischsprachigen Literatur wird
stellenweise zusätzlich die
Laktosemaldigestion unterschieden, also ein Unvermögen, Milchzucker zu
verdauen, ohne jedoch
entsprechende Symptome etwa nach Milchkonsum zu zeigen. Die Laktoseintoleranz ist zudem
nicht zu verwechseln mit einer Nahrungsmittelallergie, da der
Milchzucker keine Immunreaktion
im Körper auslöst.
CHEMIE UND EIGENSCHAFTEN
Der Zweifachzucker Laktose kommt in der Natur hauptsächlich in der Milch
vor und wird daher allgemein auch als Milchzucker bezeichnet. Der Name leitet
sich aus dem lateinischen Wort für "Milch" lac oder lactis und
der Endung -ose für "Zucker" ab.
Struktur
Laktose (Milchzucker) ist aus je einem Molekül Glukose
(Traubenzucker) und Galaktose (Schleimzucker) aufgebaut. Diese sind über eine
sogenannte beta-1,4-glykosidische Bindung verbunden: das erste C-Atom der
Galaktose geht eine Bindung mit dem vierten C-Atom der Glukose ein.
ABSORPTION UND STOFFWECHSEL
Laktose (Milchzucker) aus der
Nahrung gelangt in den Dünndarm und wird in dessen Bestandteile Glukose (Traubenzucker)
und Galaktose (Schleimzucker) gespalten. Die Spaltung wird durch das Verdauungsenzym Laktase
vermittelt, welches in der Zellmembran der Dünndarmschleimhautzellen
lokalisiert ist. Die daraufhin freiliegenden Einfachzucker werden anschließend
resorbiert.
Spaltung und Resorption von Laktose erfolgen im Vergleich zu
herkömmlichem Haushaltszucker
(Saccharose) relativ langsam. Die Auswirkung auf den Blutzuckerspiegel
ist somit gering. Die langsame Resorption begünstigt zudem die abführende
Wirkung großer Laktosemengen. Übersteigt die aufgenommene Menge die
Spaltungskapazität des Laktaseenzyms, gelangt ein Teil des Milchzuckers unverdaut
in den Dickdarm. Durch die osmotische Wirkung und das hohe
Wasserbindungsvermögen des Zuckers wird Wasser mitgezogen, welches den Stuhl
zunehmend verflüssigt.
Da Milchzucker von Natur aus
lediglich in der Milch von Säugetieren vorkommt, die zur Ernährung des
Nachwuchses in den ersten
Lebensmonaten gedacht ist, wird das Laktaseenzym nach dem Abstillen
überflüssig. Die Bildung - und damit
die Aktivität des Enzyms - nimmt daher ab dem Kleinkindalter ab. Der Milchzucker wird somit
unverträglich. Erst aufgrund von Mutation und Selektion setzten sich mit
Beginn der Weidetierhaltung und zunehmendem Milchkonsum besonders in nördlichen
Regionen der Erde Menschen durch, deren Laktaseaktivität auch im
Erwachsenenalter noch hoch ist.
Bedeutung im Stoffwechsel
Laktose (Milchzucker) wird in der Milchdrüse von Säugetieren wie auch
beim Menschen gebildet und dient dem Neugeborenen in den ersten Lebensmonaten als wichtige
Energiequelle. Zudem unterstützt der Zucker die physiologische Entwicklung
der Darmflora beim Neugeborenen. Unverdaute Laktose wird im Dickdarm zu Milch-,
Essig- und Kohlensäure abgebaut, welche hier ein saures Milieu schaffen. Dies
begünstigt die Besiedlung mit nützlichen Bifidobakterien und hemmt gleichzeitig
das Wachstum von Fäulniserregern.